
Krisen-Interventions-Team München: Jedes Jahr betreuen, beraten und begleiten wir circa 2.000 Menschen, die unmittelbar nach einem außergewöhnlichen Vorfall unter schweren seelischen Belastungen leiden oder unter akutem psychischen Schock stehen.
In diesem Buch berichten die Mitarbeiter*innen des KIT-München nicht nur von ihren unterschiedlichsten Einsätzen, zu denen sie täglich in und um München gerufen werden, wie Verkehrsunfälle, Schienenunfälle, häusliche Gewalt und Suizide, sondern auch von ihren Einsätzen weltweit – angefangen beim Terroranschlag in New York bis hin zum Flugzeugabsturz in Südfrankreich.
Dieses Buch gewährt Einblicke in die ehrenamtliche Arbeit des Kriseninterventionsteams KIT-München und lässt zahlreiche aktive und ehemalige Einsatzkräfte zu Wort kommen. Darüber hinaus werden psychologische Grundlagen beleuchtet, die für die qualitative Arbeit der KIT-Einsatzkräfte von großer Bedeutung sind.
Wir nehmen wahr, dass vereinzelt Träger und Verantwortliche der Psychosozialen Notfallversorgung für Betroffene, PSNV-B (KIT und Notfallseelsorge), ihre Arbeit einstellen.
Sie werden dafür ihre guten und vertretbaren Gründe haben. Wir im KIT-München orientieren uns zum Schutz unserer Einsatzkräfte ebenso wie zum Schutz der Betroffenen im Einsatz konsequent an den Empfehlungen des Robert-Koch-Instituts (vgl. www.rki.de).
Dort lesen wir nicht, dass wir uns an Covid-19 dadurch infizieren, wenn wir Menschen sehen oder sprechen, die SARS-Cov-2-positiv getestet wurden. Wir können erst dann einen anderen Menschen infizieren oder von ihm infiziert werden, wenn wir mit Körperflüssigkeiten von ihm oder ihr in Kontakt kommen. In einer Akutbetreuung, in der wir konsequent 2 Meter Abstand zu anderen Menschen halten, können wir uns also nicht infizieren. Wir stellen fest, das wir kaum Einsätze fahren, die einen direkten Bezug zu Menschen haben, die an Covid-19 erkrankt sind.
Wir halten es gerade in einer Zeit, in der die konsequente Vereinzelung und Isolierung zu Recht gefordert und durchgesetzt wird, für umso wichtiger, dass wir Menschen nicht sich selbst überlassen, wenn sie durch den plötzlichen, in dieser Weise unerwartet eingetretenen Tod eines anderen Menschen oder ein anderes extrem belastendes Ereignis seelisch erschüttert sind.
Wir meinen, es ist gerade in dieser Zeit umso wichtiger, diesen Menschen durch die konkrete, personale Präsenz nahe zu sein, sie zu stabilisieren und - so weit es geht - sie zu begleiten. So, wie wir das seit nunmehr über 26 Jahren für wichtig halten, ist es dies in der gegenwärtigen Zeit umso wichtiger. Wenn es brennt, ruft die Feuerwehr nicht an und erläutert, wie gelöscht wird - Feuerwehr fährt wie der Rettungsdienst und die Polizei zu den Menschen, wenn es einen Grund dafür gibt. So halten wir es auch weiterhin, denn wir verstehen uns als einen Teil der Gefahrenabwehr.
Bei Beibehaltung des KIT-Angebots insgesamt gilt:
In der jetzigen besonderen Lage ist nachvollziehbar, wenn einzelne Mitarbeitende des KIT-München Einsatzschichten derzeit nicht fahren können. Dafür kann es gute und richtige und wichtige Gründe geben. In solchen Fällen muss eine Vertretung organisiert werden. Es macht keinen Sinn hier wie anderswo Einsatzkräfte zu verpflichten, in den Einsatz zu gehen.
In diesem Zusammenhang sind wir als KIT-München davon überzeugt, dass wir besonders in dieser Zeit eine wichtige gesellschaftliche Ressource darstellen.
Wir sind in Stadt und Landkreis München weiter für Menschen da, die eine psychosoziale Akutbetreuung benötigen. 24 Stunden am Tag, 7 Tage die Woche und 365 Tage im Jahr - seit über 26 Jahren.
Wir als eine PSNV-B Einrichtung von vielen in Bayern und Deutschland werden weiterhin nach Kräften dazu beitragen, die psychosozialen Auswirkungen der gegenwärtigen Situation nach Möglichkeit einzugrenzen.
Mit dieser Ressource stehen wir zur Verfügung, um im gegenwärtigen Krisenmanagement als ein Aspekt unter vielen anderen Verantwortung zu übernehmen.
KIT-München
Auch im von der Corona-Pandemie geprägten Jahr 2020 haben unsere ehrenamtlich tätigen KIT-Mitarbeiterinnen und KIT-Mitarbeiter durchschnittlich rund 2 mal am Tag insgesamt knapp 1.700 Betroffene unterstützt.
Das Hauptaugenmerk unserer Arbeit liegt immer auf der täglichen Einsatzbereitschaft und Hilfe für akut von extremen Ereignissen Betroffene in der Stadt und im Landkreis München. In die öffentliche Aufmerksamkeit gerät jedoch meist unsere Hilfe nach spektakulären Vorfällen.
In der Regel sind an jedem Tag im Jahr drei KIT-Mitarbeiterinnen oder KIT-Mitarbeiter rund um die Uhr in Bereitschaft.
Sie arbeiten in zwei Diensten: Der zweite Dienst rückt aus, wenn der erste Dienst bereits im Einsatz ist. Als Ressource im Hintergrund gibt es eine weitere erfahrene Kollegin oder einen Kollegen als Fachberater und Einsatzleiter.
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