
Jedes Jahr betreuen, beraten und begleiten wir circa 2.000 Menschen, die unmittelbar nach einem außergewöhnlichen Vorfall unter schweren seelischen Belastungen leiden oder unter akutem psychischen Schock stehen. Ursachen dafür können schwere Unfälle, plötzliche Todesfälle im nahen oder familiären Umfeld, Suizid, Katastrophen oder Verbrechen sein. Die Einsätze sind so individuell wie die Menschen, die wir begleiten.
Das Team besteht aus derzeit 55 ehrenamtlichen Einsatzkräften (davon 10 in Ausbildung), die eine permanente Bereitschaft des KIT-München rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr sicherstellen.
Seit fast 30 Jahren steht das KIT-München in schweren Stunden mit Kompetenz und Empathie an der Seite psychisch akut belasteter Menschen. Unsere Einsatzkräfte therapieren nicht, sondern verstehen ihre Arbeit als Brückenangebot. Zum einen kann schnelle, fachlich kompetente Hilfe Traumata oft verhindern, zum anderen vermitteln unsere Krisenbegleiter:innen - falls nötig - weiterführende Hilfsangebote.
In der Regel sind an jedem Tag im Jahr drei KIT-Mitarbeiterinnen oder KIT-Mitarbeiter rund um die Uhr in Bereitschaft.
Sie arbeiten in zwei Diensten: Der zweite Dienst rückt aus, wenn der erste Dienst bereits im Einsatz ist. Als Ressource im Hintergrund gibt es eine weitere erfahrene Kollegin oder einen Kollegen als Fachberater und Einsatzleiter. Der/die Schichtleiter:in steht jederzeit telefonisch mit Rat und Tat zur Seite und organisiert notwendige Ressourcen.
In diesem Buch berichten die Mitarbeiter*innen des KIT-München nicht nur von ihren unterschiedlichsten Einsätzen, zu denen sie täglich in und um München gerufen werden, wie Verkehrsunfälle, Schienenunfälle, häusliche Gewalt und Suizide, sondern auch von ihren Einsätzen weltweit – angefangen beim Terroranschlag in New York bis hin zum Flugzeugabsturz in Südfrankreich.
Dieses Buch gewährt Einblicke in die ehrenamtliche Arbeit des Kriseninterventionsteams KIT-München und lässt zahlreiche aktive und ehemalige Einsatzkräfte zu Wort kommen. Darüber hinaus werden psychologische Grundlagen beleuchtet, die für die qualitative Arbeit der KIT-Einsatzkräfte von großer Bedeutung sind.
Hier setzt der KIT-Zweitkontakt an, ein in dieser Form einmaliges Projekt des KIT-München: Einige Tage nach der jeweiligen KIT-Betreuung kontaktieren wir die betroffenen Personen erneut und bieten ein weiteres Mal Unterstützung an. Diese in der Regel telefonische Kontaktaufnahme wird von einer Mehrheit der Betroffenen gern angenommen. Um es mit den Worten einer betroffenen Person zu sagen: „Es ist gut zu wissen, dass ich nicht einfach nur eine Nummer bei Ihnen bin, die abgeheftet wird. Danke, dass Sie sich weiter kümmern!“. Manchmal geht es in den Gesprächen konkret um die Überleitung z.B. zu einer Beratungsstelle, oftmals wird aber auch einfach ein offenes Ohr benötigt. Und vereinzelt fahren wir im Rahmen des KIT-Zweitkontaktes nochmal zu den Betroffenen, um vor Ort zu unterstützen – ganz nach Bedarf.
Auch für unsere Einsatzkräfte im KIT-München ist der Zweitkontakt wertvoll: Oftmals erhalten wir von Betroffenen wertvolle Rückmeldungen zu unserer Arbeit in der Akutbetreuung und nicht selten dürfen wir ein herzliches Dankeschön für die Unterstützung an die jeweilige Einsatzkraft weitergeben.
Der KIT-Zweitkontakt wurde Anfang 2022 eingeführt und wird mit zwei Teilzeitstellen (bzw. einer Vollzeitstelle) durch die Landeshauptstadt München finanziert.